Angepackt: NABU-Tipps zur Artenvielfalt zuhause

Noch ist er scheinbar weit, weit weg – der Winter. In diesen sonnigen und farbenfrohen Sommertagen mit Schmetterlingen und Vogelgesängen mag noch niemand so recht an die kalte Jahreszeit denken. Und doch können schon jetzt einige Handgriffe vorgenommen werden, um etwas Gutes zu tun. Durch den Bau von Futtergeräten oder die Beschäftigung damit, wie der NABU Niedersachsen betont.

„Wir erleben eine Renaissance der Winterfütterung“, sagt NABU-Mitarbeiter und Naturschutzpraktiker Rüdiger Wohlers, „und das ist gut so!“ Galt sie eine Zeitlang als verpönt oder wurde von manchen Zeitgenossen mit gerümpfter Nase betrachtet, hat sie längst allenthalben wieder Einzug gehalten. „Der wichtigste Effekt der Winterfütterung liegt darin, dass dem Verlust von Artenkenntnis entgegengewirkt wird“, erläutert der Naturschützer: „Was ich nicht kenne, kann ich nicht schützen. Und da sowohl im häuslichen als auch im schulischen Umfeld oft nur noch wenig Artenkenntnis vermittelt wird, weil viele Menschen bereits total ‚entrückt‘ von Abläufen in der Natur leben, besteht die Gefahr, dass sich dies dramatisch fortsetzt.“

Wer jedoch im Winter Vogelfütterung betreibt, wird recht bald ins Staunen geraten und sich wundern, wie groß die Anzahl unterschiedlicher Tiere im Garten oder auch auf dem Balkon oder sogar nur am Fensterbrett ist, wenn es Garten oder Balkon nicht gibt. Rüdiger Wohlers weiß dies aus eigener Erfahrung zu berichten: „Auch ich bin auf diese Weise bereits als Kleinkind an die Natur herangeführt worden. Oft sind es gerade die Großeltern, die noch über größere Artenkenntnis verfügen und diese ihren Enkelkindern mit auf den Weg geben. Denn sie sind oft viel naturnäher, zum Beispiel in großen Gärten, in denen sie auch säen und ernten halfen und die Jahreszeiten intensiv erlebten, aufgewachsen, und wissen, was Amsel und Star, was Kohl- und Blaumeise unterscheidet“, gibt er zu bedenken: „Eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen besteht darin, dass ich Amseln vor mir sehe, die an einem Futterhäuschen Haferflocken aufpicken und dass darunter an Fettknödeln Meisen hängen. Und dazu erklärte die Oma, was ‚Schwarzdrosseln‘, wie sie die Amseln nannte, am liebsten fressen, und dass wir im Februar einen Meisenkasten bauen sollten. Das prägt. Das hat mich zum Naturschützer gemacht – mit ungefähr drei Jahren“, schmunzelt der NABU-Mitarbeiter.

„So trägt Winterfütterung zur Artenkenntnis bei!“ Dabei dürfe natürlich nicht übersehen werden, dass das Effekt von Winterfütterung ein weitgehend umweltpädagogischer ist. „Hochbedrohte Arten können dadurch nicht gerettet werden. Diese sind in der Regel Nahrungs- und Lebensraumspezialisten, etwa solche der Feuchtwiesen, der Moore, der Trockenrasen oder der Küste. Sie kommen nicht zu uns in die Siedlungen, und viele Arten sind im Winter im Süden in den Winterquartieren – wobei sich durchaus, begünstigt durch den Klimawandel, auch Verschiebungen bei manchen Vogelarten andeuten“, sagt Wohlers: „Ein gutes Beispiel ist die Mönchsgrasmücke, die mitunter sogar Weihnachten bei uns am Futterplatz auftaucht – noch vor einigen Jahren undenkbar.“

Winterfütterung müsse daher als zusätzliches Angebot gesehen werden. Dabei sei es jedoch sehr wichtig, einige Grundregeln zu beachten. Der NABU-Mitarbeiter unterstreicht: „Ganz wichtig ist stets die Hygiene. Massenfutterplätze sind keine gute Sache. Wo viele Vögel miteinander in Berührung kommen oder gar mit dem Kot anderer Vögel, können schnell Infektionsherde entstehen! Überdimensionale Futterhäuser laden die Tiere dazu ein, sie anzufliegen und dann quer durch das dargebotene Futter zu laufen – schnell kann sich hier Salmonellose breitmachen, eine tödliche Gefahr! Oftmals werden solche Riesenfutterplätze nicht einmal täglich gereinigt, und aufgrund der Kanten und Ritzen können sich Krankheitserreger einnisten, kann sich Feuchtigkeit halten, Futter aufquellen, schimmeln und verderben!“

Viel besser geeignet seien daher kleine, „leicht handfegergängige“ Futterhäuser, die auch stets chemiefrei gereinigt werden sollten, und vor allem Futterröhren, in denen das Futter nachrutschen kann, ohne feucht zu werden oder einer Verunreinigung ausgesetzt zu sein. Über Löcher mit Ansitzen an den Seiten können die Vögel hier an das Futter gelangen und es herauspicken. Solche Röhren, die es in Kunststoff- sowie beschichteten Metallausführungen gibt, haben sich nach Wohlers` Angaben „zigtausendfach hervorragend bewährt“, ebenso wie Fettkolben. All diese Dinge seien im Fachhandel erhältlich. „Es sollten zudem möglichst mehrere Futterstellen verteilt über den Garten angelegt werden, dadurch ist eine größere Artenfülle zu erreichen, weil sich Buntspecht und Grünfink, Amsel und Türkentaube, Blaumeise und Dompfaff nicht ins Gehege kommen. Besonders gut geeignet – und katzensicher – sind dafür in Gärten die sogenannten Teleskopstangen, die mithilfe eines metallenen Gabelgestells in den Boden gesteckt und mit unterschiedlichen Futtergeräten behängt werden können“, schwärmt Wohlers von diesen Multifunktionsmodellen.

„Wer am liebsten selbst an die Werkbank gehen möchte, kann dies natürlich auch tun. Vielleicht sogar mit Kindern oder Enkeln Futtergeräte basteln, die diese dann auch selbst anbringen können“, macht Rüdiger Wohlers Lust auf‘s Werkeln. „Noch ist Zeit, jetzt kann sie gut genutzt werden! Und zur nächsten NABU ‚Stunde der Wintervögel‘ im Januar werden dann vielleicht ganz viele Vogelarten aufzuschreiben sein!“

Der NABU hat zur Winterfütterung ein kleines Info-Paket zusammengestellt. Es umfasst die umfangreiche Bauplansammlung für Futtergeräte und die ausführliche Farbbroschüre zur Vogelfütterung des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern (LBV) mit vielen praktischen Tipps und kann angefordert werden gegen Einsendung von 5 Euro beim NABU Niedersachsen, Stichwort „Vogelfütterung“, Alleestr. 36. 30167 Hannover.

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