Zahl des Monats September – 50 US-Dollar

Covid-19 hat einer breiten Öffentlichkeit gezeigt, dass Wirkstoffe für Arzneimittel heute zu großen Teilen in China und Indien produziert werden. In Europa gibt es immer weniger Wirkstoffhersteller. Der Grund: Die Produktion ist kaum noch wirtschaftlich. Was das bedeutet, hat Dr. Dirk Jung, Geschäftsführer von Arevipharma und einer der letzten Wirkstoffhersteller Deutschlands, am Beispiel des Betablockers Metoprolol ausgerechnet:

1. Ein Kilo des Wirkstoffs, der zu den am häufigsten verordneten Blutdrucksenkern gehört, kostet auf dem Weltmarkt aktuell gut 50 US-Dollar (ca. 42 Euro).
2. Dafür wären bei einer Fertigung im sächsischen Radebeul lediglich die Kosten der Startmaterialien und der Abfallentsorgung gedeckt.
3. Die Produktion war aufgrund des Preisdrucks auf dem internationalen Markt für den Hersteller nicht mehr rentabel. Er stellte sie ein.

Diese Rechnung macht deutlich: Die Wirkstoffherstellung in Deutschland ist in Gefahr. In unserem „Faktencheck zur Arzneimittelproduktion in Europa“ berichten Generika-Profis über die Lage von Europas Arzneimittelproduktion. Und hier bringt Dr. Jung das Problem auf den Punkt: Da es bei Ausschreibungen nur um den Preis gehe, sei dieser auch bei der Wirkstoffbeschaffung das einzige Kriterium. Kurze Lieferketten und hohe Flexibilität zählten hingegen wenig. Sein Wunsch an die Politik: die Stärkung der hiesigen Wirkstoffproduktion.

Wo genau aber gibt es noch Wirkstoffhersteller in Europa? Das wollte Pro Generika wissen und hat eine Studie in Auftrag gegeben, die auf der digitalen Konferenz „Für ein gesundes Europa“ am 7. Oktober 2020 erstmals vorgestellt wird. Sie wird zeigen, wie sich die Wirkstoff-Herstellungsstätten über die Welt verteilen und wo noch europäische Produzenten sitzen. Die Ergebnisse können in den Diskurs über den möglichen Ausbau bestehender Wirkstoffherstellungsstätten (z.B. in Europa) einfließen.

Die Veranstaltung ist Teil des assoziierten Programms der deutschen EU-Ratspräsidentschaft und wird von Gesundheitsminister Jens Spahn eröffnet. Wer teilnehmen möchte, ist herzlich eingeladen, sich hier anzumelden.

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