Politik erkennt Wert der Kraft-Wärme-Kopplung an

Deutschland hat sich den Pariser Klimazielen verpflichtet und richtet seine Energiepolitik entsprechend aus. Zusätzlich zum Ausstieg aus Kohleverstromung und Atomenergie will man unter dem Eindruck des Ukraine-Kriegs die Abhängigkeit von russischem Erdgas zügig beenden. Die Frage der Energieversorgungssicherheit, die sich infolgedessen stellt, wurde jüngst durch die Bundesregierung auch mit dem Verweis auf Kraft-Wärme-Kopplung beantwortet.

Die Gelegenheit hierfür bot eine kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion nach der Zukunft von Gaskraftwerken in Deutschland. Fraktion und Bundesregierung sind sich einig, dass Deutschland zukünftig regelbare Leistung durch Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) zur Residuallastdeckung benötigt – eine langjährige B.KWK-Position. Die Bundesregierung will deshalb Gaskraftwerke und KWK-Anlagen fördern, die auf klimaneutrale Gase oder Wasserstoff umgestellt werden können.

Damit hat die Politik die Nützlichkeit der Kraft-Wärme-Kopplung erkannt. Was sie noch besser verstehen muss, ist, dass Kraft-Wärme-Kopplung eine Technik ist – genauer: ein Effizienzprinzip. Hat die KWK gestern den Einsatz fossiler Energieträger, wie Kohle und Erdgas, effizient gemacht, wird sie es morgen mit erneuerbaren Brennstoffen tun: aus Biomasse und mit Wasserstoff. Welche andere Technik ist so flexibel?

Und weil die Kraft-Wärme-Kopplung ein Effizienzprinzip ist, kann sie viele Gestalten annehmen. Sei es als gasbetriebenes hochflexibles Speicherkraftwerk zur Residuallastdeckung oder als CO2-neutrale Anlage für die Bereitstellung von Strom und industrieller Prozesswärme durch Biomasse. Auch Biogasanlagen bekommen nur durch ihre KWK-Anlagen ihre EEG-Stromvergütung und Wärme für die Bakterien im Fermenter.

Die Effizienz von Kraft-Wärme-Kopplung wird nirgendwo deutlicher als mit Blick auf die Wirkungsgrade. Der Gesamtwirkungsgrad einer KWK-Anlage kann bis zu 97 % betragen. Ein Kohle-Kondensationskraftwerk erreicht nur 30 bis 40 %, ein Gaskraftwerk ohne Wärmenutzung nur geringfügig mehr. Wo immer möglich, sollte ein KWK-Kraftwerk dem Bau eines neuen Gasturbinenkraftwerks auf der grünen Wiese vorgezogen werden, denn Gasturbinen ohne Wärmeauskopplung heizen die Umwelt auf bei einer Stromerzeugung mit Nutzung von unter 40 % des eingesetzten Brennstoffs.

Das KWK-Prinzip bietet Vorteile, die einer CO2-neutralen Gesellschaft entgegenkommen: Es bietet gleichzeitig, über die effiziente Strom- und Wärmegewinnung hinaus, Stromnetzstabilisierung und Versorgungssicherheit. Weil KWK-Anlagen schnell hochfahren, stützen sie das Stromnetz auch als Spitzenlastkraftwerke, für die das BMWK im Referentenentwurf EEG/KWKG zum Osterpaket  den neuen Ausdruck "Peaker" eingeführt hat. Da die KWK-Technik zudem brennstoffunabhängig ist, garantiert sie gasbetrieben den Weiterbetrieb bestehender Erdgasnetze und deren Umbau zu Wasserstoffnetzen. Ein vor allem volkswirtschaftlich interessanter Punkt. Durch den Einsatz von Wärmespeichern wird die Stromproduktion von der Wärmeerzeugung entkoppelt und ermöglicht den stromnetzdienlichen Einsatz der Kraft-Wärme-Kopplung.

In Quartieren und Kommunen sorgt die KWK vor allem im Winter zuverlässig für klimaneutrale Wärme aus Biomethan, daher muss Biomethan auch weiterhin im KWKG als Brennstoff möglich sein. Gerade Wärmenetze mit vielen Bestandsbauten, Nichtwohngebäuden und Gewerbebetrieben benötigen zu dieser Jahreszeit hohe Vorlauftemperaturen. KWK springt für Wärmepumpen ein, die dieses Temperaturniveau nicht erreichen und erhöht damit die Resilienz der Wärmeversorgung.

Innovative KWK-Systeme – iKWK – erhöhen den Anteil erneuerbarer Energien im Wärmesektor, indem sie beispielsweise Umweltwärme mit Wärmepumpen oder Solarthermie einbinden und durch Power-to-Heat Anlagen negative Residuallast bereitstellen. Dieser Technologiemix führt dazu, so die Übertragungsnetzbetreiber im aktuellen Szenariorahmen Strom, „dass sich der Betrieb von KWK-Anlagen in Wärmenetzen und zur industriellen Versorgung mit Prozesswärme stark oder sogar vollständig am Strommarkt orientieren kann. Aufgrund des Zusatznutzens und der erhöhten Wirtschaftlichkeit, die sich aus der gekoppelten Erzeugung von Strom und Wärme ergibt, wird angenommen, dass KWK-Anlagen gegenüber vergleichbaren konventionellen Kraftwerken ohne KWK-Eigenschaft bevorzugt zur Stromproduktion eingesetzt werden, wenn es zeitgleich einen zu deckenden Bedarf an Wärme gibt“, so die Übertragungsnetzbetreiber weiter.

Werden Elektrolyseure dezentral an Wärmenetzen errichtet, kann die unvermeidliche Abwärme aus der grünen Wasserstoffproduktion direkt im Wärmenetz genutzt werden. Ein weiteres Beispiel für die Anwendungsvielfalt der Kraft-Wärme-Kopplung ist heute schon die Rückverstromung mit Wasserstoff-BHKW bei den Stadtwerken Haßfurt.

Bürgerenergiegenossenschaften haben längst den Wert der KWK erkannt und betreiben Wärmenetze, die aus Biogasanlagen mit Blockheiz-Kraftwerken oder aus Holzheizkraftwerken gespeist werden. Und neben grünen Gasen wird in Zukunft auch Wasserstoff für eine bedarfsgerechte Wärmeversorgung sorgen.

Kraft-Wärme-Kopplung ist die effizienteste Möglichkeit zur energetischen Nutzung von Brennstoffen, ganz gleich ob fossil oder erneuerbar. Seit seiner Gründung fordert der B.KWK ein Ende der Verschwendung nutzbarer Energie und fördert den Ausbau hocheffizienter KWK – unabhängig von Art und Größe der Anlagen, vom Einsatzbereich und vom verwendeten Energieträger.

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