Kriegsende: Dieser Tag gehört den Überlebenden, nicht den Feinden der Demokratie

1945 gab es keine Stunde Null und 2025 gibt es keine Pause von den Krisen dieser unseren Welt. Aktiv zu erinnern heißt, sich unser Gegenwart bewusst zu stellen. Wir brauchen eine offene und kritische Auseinandersetzung, was diese Gewaltgeschichte für uns heute konkret bedeutet. Geschichte widerholt sich nicht einfach und ist auch kein Lehrbuch für Fertiglösungen.
Die ganz unterschiedlichen Lebenswege der NS-Verfolgten können uns eine Orientierung geben: Der ASF-Partner Roman Schwarzman überlebte als Kind die Shoah in der Ukraine und warnt eindringlich davor, dass sein Land den russischen Angriff ohne internationale Unterstützung nicht überstehen wird. In Israel sind es insbesondere ältere Menschen, darunter zahlreiche Shoah-Überlebende, die unter dem fortgesetzten Kriegszustand seit dem Terror vom 7. Oktober leiden.
Die Freiwilligen von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste erfahren diese Lebensgeschichten in ihren Freiwilligendiensten in der direkten Begegnung. Sie unterstützen NS-Verfolgte und ihre Nachkommen, Menschen mit Behinderungen, Geflüchtete und andere, die am Rand der Gesellschaft stehen. Sie engagieren sich an Gedenkorten und in Menschenrechtsinitiativen.
Synagogen, Geflüchteten-Unterkünfte, Gedenkstätten, demokratische Initiativen – es ist kein Zufall, dass diese Gruppen wieder in unserer Gesellschaft angegriffen werden. Und es ist kein Zufall, dass international kleinere Nachbarländer von Großmächten bedroht werden.
Daher ist es richtig, dass das Gedenken an das Kriegsende ohne Vertreter rechtsextremer Parteien oder Diplomaten aus Russland und Belarus stattfinden sollte. Denn ihnen geht es eben nicht um ein aufrichtiges Erinnern an die eigentlichen Opfer der NS-Verbrechen, sie wollen sie nur instrumentalisieren.
Diesen Jahrestag wollen wir bewusst mit den Überlebenden und ihren Familien begehen. Wir sind dankbar, dass Überlebende, Partner und Freunden in Europa, Israel und den USA in den letzten 68 Jahren rund 20.000 Freiwilligen die Möglichkeit der Begegnung gegeben haben.
ASF steht an diesem Tag besonders auch an der Seite unserer Partnerorganisationen in Belarus, Russland und der Ukraine. Viele von ihnen werden in Belarus und Russland repressiert oder leiden unter dem Angriffskrieg gegen die Ukraine. Gegen allen Widerstand setzen sie sich für die Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen und stalinistischen Verfolgung ein. Ihre Stimmen gilt es jetzt und künftig zu hören. Dieser Tag gehört den Überlebenden, nicht den Feinden der Demokratie und Erinnerung.
Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V. (ASF) engagiert sich seit mehr als 60 Jahren für Erinnerung, Verständigung und Frieden. Gegründet nach dem Zweiten Weltkrieg setzt sich ASF für die kritische Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen und konkrete Solidarität mit den NS-Verfolgten ein. Die Non Profit-Organisation setzt sich gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus ein und für eine lebendige Erinnerungskultur und solidarische Gesellschaft.
Jedes Jahr entsendet ASF rund 140 Freiwillige zu Partnerorganisationen in 11 Ländern in Europa, Israel und den USA. Sie engagieren sich in Ländern und für Menschen, die unter dem Nationalsozialismus gelitten haben. Sie begleiten Überlebende der NS-Verfolgung und Menschen mit Behinderungen oder sie arbeiten in Gedenkstätten und Archiven.
Seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine musste ASF zunächst die Freiwilligen von der Krim und 2022 aus dem ganzen Land abziehen. Weiterhin engagieren sich ukrainische Freiwillige in Programmen in Deutschland und Polen. Mit dem Hilfsnetzwerk für NS-Überlebende und der Hilfsinitiative BerlinOdessaExptress unterstützt ASF NS-Überlebende und Kriegsgeflüchtete in und um Odesa.
Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V.
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