Erstaunliche Parallelen und markante Unterschiede: So war die Wirtschaft im Jahr 1975 gestrickt

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Dienstag, Sep. 16, 2025
Im Jahr 1975 wurde aus drei Gebietskörperschaften Mönchengladbach, Rheydt und Wickrath die heutige Stadt Mönchengladbach. Wirtschaftspolitisch eine sehr bewegte Zeit: Die Wirtschaftswunderjahre waren gerade zu Ende gegangen, die Ölkrise von 1973 hallte nach, die Verlagerung der Produktion aus westlichen Industrieländern nach Fernost setzte ein. Der Niederrhein und Mönchengladbach waren hiervon besonders betroffen, da die Textil- und Bekleidungsindustrie für rund 150 Jahre die Schlüsselindustrie bzw. Leitbranche gewesen war. Es galt kreative Lösungen zu finden, um den Strukturwandel zu bewältigen.
Wie die Herausforderungen und vor allem aber auch die Lösungsansätze seinerzeit aussahen, hat die WFMG anlässlich des Stadtjubiläums „50 Jahre miteinander eine Stadt“ von der Geschichtswerkstatt Mönchengladbach herausarbeiten lassen. In ihrer Analyse „Die Mönchengladbacher Wirtschaft um das Jahr 1975. Oder: Vom Ende des ,Rheinischen Manchesters‘“ leiten Hans Schürings und Karl Boland zunächst her, dass noch zwölf Jahre zuvor, 1963, niemand so recht an einen Niedergang der Textilindustrie hatte glauben wollen. Im Gegenteil, die Industrie- und Handelskammer (IHK) habe sich damals sogar noch „verhalten optimistisch“ gezeigt, was die Zukunft der dominierenden Branche am Niederrhein anging. Doch es kam anders: „Im Jahr 1975 hatte die textilindustrielle Branche nach erfolgter Städtefusion in der neuen Stadtkonstellation keine Leitfunktion mehr inne“, schreiben Schürings und Boland.
Die Zeiten hatten sich also rapide geändert – mit den erwartbaren Begleiterscheinungen wie Massenentlassungen. Kluge Gegenmaßnahmen waren gefragt. So wurde etwa 1974 eine Studie (das sogenannte Prognos-Gutachten) in Auftrag gegeben, um Ansätze einer zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung und einer professionellen kommunalen Wirtschaftsförderung für das neue politisch vereinte Wirtschaftsgebiet zu skizzieren. „Ziele sollten sein: die Verringerung der Arbeitslosigkeit, Möglichkeiten der lokalen Unternehmer zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit, neue und unkonventionelle Wege sowie eine vermehrte Risikobereitschaft seitens der Stadt bezüglich der eigenen Wirtschaftsförderung“, so Schürings und Boland in ihrer Analyse.
Zu diesem Zweck wurden Zielgruppe für Ansiedlungen neuer Unternehmen in der Reihenfolge des höchsten zu erwartenden Arbeitskräftepotentials empfohlen: Luftfahrzeugbau, Kunststoffverarbeitung, Maschinenbau, Elektrotechnik und Elektronik, Chemie, Druckerei und Vervielfältigung sowie Holzverarbeitung. Speziell japanische Unternehmen wurden vermehrt in den Fokus genommen und konnten zur Ansiedlung in Mönchengladbach bewegt werden.
Heute steht Mönchengladbach einmal mehr vor ähnlichen Herausforderungen. Das Aus des Braunkohle-Tagebaus führt zum nächsten Strukturwandel, die Arbeitslosenquote ist (wieder) anhaltend hoch, der tertiäre Sektor ist weiterhin unter Druck. Erneut sind kluge Gegenmaßnahmen gefragt, Lösungen aber ebenfalls bereits in Erarbeitung oder Umsetzung. So wurden beispielsweise unlängst über eine Wirtschaftspotenzialanalyse erfolgsversprechende Zukunftsfelder definiert, ist der Umbau zur Wissenswirtschaft am Standort im Gange und soll über Projekte wie die Textilfabrik 7.0 versucht werden, Produktion zurück nach Europa zu holen.
Die vollständige Analyse von Hans Schürings und Karl Boland ist auf der WFMG-Website hinterlegt und dieser Pressemitteilung beigefügt.
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