Aufruf zu einem Moratorium: Eine der letzten Chancen von Kommissar Sinkevičius, die Zerstörung der rumänischen Wälder zu beenden

Heute erhielt EU-Kommissar Virginijus Sinkevičius einen offenen Brief. Darin fordert die Naturschutzorganisation EuroNatur, gemeinsam mit ihren rumänischen und juristischen Partnern Agent Green und Client Earth, ein Moratorium für die Abholzung der rumänischen Ur- und Naturwälder. Am 10. September sind es vier Jahre, seitdem die Organisationen die Europäische Kommission erstmals auf die Zerstörung geschützter Wälder in Rumänien aufmerksam gemacht haben. Daraufhin hatte die Kommission zwar ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Rumänien eingeleitet, doch bis heute ist der Holzeinschlag in rumänischen Schutzgebieten weiterhin massiv.
"Es ist empörend festzustellen, dass Rumänien, ohne mit der Wimper zu zucken, geschützte Wälder abholzt", sagt Gabriel Paun, Präsident von Agent Green. "Wenn in den rumänischen Schutzgebieten kein Moratorium verhängt wird, werden diese alten Ur- und Naturwälder in zehn bis 15 Jahren vollständig verschwunden sein."
Annette Spangenberg, Leiterin des Bereichs Naturschutz bei EuroNatur, erklärt: "Das ist ein großer Skandal. Trotz der wichtigen Funktion, die Ur- und Naturwälder als bedeutende Lebensräume für den Klima- und Artenschutz einnehmen, sind sie von einer fortschreitenden Zerstörung betroffen, die nicht rückgängig zu machen ist."
In den letzten Jahren haben Untersuchungen vor Ort gezeigt, dass riesige Flächen zerstört wurden. Drohnenaufnahmen von Wäldern geben Aufschluss darüber, dass Wälder abgeholzt wurden, die über 150 Jahre alt sind und an sehr abgelegenen und für den Menschen normalerweise unzugänglichen Orten liegen. Allein bei einer Betrachtung von nur 0,01% der erteilten Abholzgenehmigungen zeigte sich, dass in den letzten zwei Jahren mehr als 60.000 Kubikmeter Wald aus fünf Schutzgebieten (Gesamtgröße: 517.009 Hektar) entfernt wurden. Das Ausmaß der Abholzungen entspricht rund 420 Fußballfeldern. Aus einem aktuellen Bericht geht zudem hervor, dass in einigen Gebieten sogar mehr Abholzungen genehmigt wurden als vor der Einleitung des Vertragsverletzungsverfahrens durch die EU-Kommission.
"Wir gehen davon aus, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist. Das Problem ist systemisch", sagt Susanne Schmitt, Projektleiterin Waldschutz bei EuroNatur. "In den vier Jahren seit Beginn des Vertragsverletzungsverfahrens wurde klar, dass das Problem der Abholzung geschützter Wälder nicht auf nationaler Ebene oder durch Gespräche mit der rumänischen Regierung gelöst werden kann. Es ist daher höchste Zeit, dass die Europäische Kommission diese Angelegenheit vor den Europäischen Gerichtshof bringt."
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