Homöopathie, Esoterik und der Glaube an die große Verschwörung

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Dienstag, Mai 6, 2025
Schon zu Beginn der Homöopathie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts konnte jeder im Buch „Organon der Heilkunst“ von Samuel Hahnemann, dem Begründer der Homöopathie, nachlesen, wie die Homöopathie anzuwenden ist. Hier gibt es keinerlei Bezüge zu Göttern, Geistern oder sonstigen Mythen. Im Gegenteil, die Homöopathie ist seit jeher darauf ausgelegt, im Rahmen des medizinischen Systems anwendbar zu sein.
Samuel Hahnemann selbst betonte, dass seine Methode nicht auf ‚übersinnlichen Ergrübelungen‘ basiere. Stattdessen kritisierte er die mechanistische Betrachtung von Krankheit und forderte eine Sichtweise, die den erkrankten Menschen als Ganzes erfasst. Dies bedeutet jedoch keine Ablehnung der modernen Medizin, sondern eine Ergänzung, die auf individuellen Reaktionsmustern basiert.
Somit wäre doch nun alles geklärt: Kein Zusammenhang zwischen Homöopathie und Esoterik!
Trotzdem hält sich diese Falschaussage in bestimmten Kreisen.
Homöopathie und Wissenschaft
Die einen argumentieren mit der zwar fehlerhaften, aber lauthals verkündeten Aussage, alles, was nicht wissenschaftlich ist, sei Esoterik. Das entspringt insgesamt einer etwas engstirnigen Sichtweise auf die Welt. Allerdings wäre damit auch belegt, dass Homöopathie nicht zur Esoterik gehört. Denn Homöopathie ist wissenschaftlich nicht grundsätzlich widerlegt, sondern basiert auf einem Reizprinzip, wie beispielsweise auch die Hyposensibilisierung bei Allergien. Die genaue Wirkweise ist zwar noch nicht abschließend geklärt, aber empirische Studien zeigen reproduzierbare Effekte.[1]
Dadurch zählt die Homöopathie auch zur wirksamen Medizin. Und angesichts der stetig wachsenden Studienlage zur Homöopathie ist unschwer zu erkennen, dass die homöopathische Gemeinschaft durchaus Interesse an der Wissenschaft hat und sich als Teil davon sieht.
Viele Wissenschaftsbereiche – von der Quantenphysik bis zur systemischen Biologie – erweitern heute unsere klassischen mechanistischen Modelle. Dies bietet die Option, dass zukünftig die Prinzipien der Homöopathie wissenschaftlich besser verstanden werden könnten. Denn das Konzept der Homöopathie ist nicht irrational, sondern fordert lediglich ein anderes Modell als die klassische Pharmakologie.
Homöopathie und Verschwörung
Die nächsten argumentieren damit, dass Homöopathie zu Verschwörungstheorien verleiten würde. In diesen Aussagen wird dann gerne die Akzeptanz von Homöopathie mit Glauben gleichgesetzt. Als wäre Homöopathie eine Religion. Erfolgreich replizierte Versuche mit Wasserlinsen (Pflanzen!)[2] zeigen sehr eindrücklich, dass es nicht notwendig ist, an Homöopathie zu glauben und auch keine Verschwörungsgedanken dazu gedacht werden müssen, um die Wirkung zu erleben.
Eine homöopathische Behandlung dient auch nicht dazu, im Sinne einer Verschwörung gegen die konventionelle Medizin Menschen von sinnvollen konventionell-medizinischen Behandlungen abzubringen. Im Gegenteil – eine Zusammenarbeit zwischen konventioneller Medizin und Homöopathie zum Wohle der Patient*innen wird von homöopathisch arbeitenden Heilpraktiker*innen und Ärzt*innen, wie auch von den Patient*innen selbst, begrüßt.
Homöopathie und Heilung
Eine Erklärung für die Verquickung von Homöopathie mit Esoterik liegt (abgesehen von bösem Willen) in einem gravierend unterschiedlichen Heilungsverständnis in der Homöopathie und in der konventionellen Medizin.
In der konventionellen Medizin dienen die meisten Medikamente und Maßnahmen dazu, den Körper funktionstüchtig zu erhalten. Hierbei verfolgt die konventionelle Medizin oftmals einen rein mechanistischen Ansatz. Dies bedeutet, ein Teil im menschlichen System wird verändert, ohne eine gesundheitliche Verbesserung der Gesamtheit unmittelbar und anhaltend zu fördern. Oft endet dieser Ansatz, so effizient er für eine bestimmte Indikation sein kann, in einer Dauertherapie.
In der Homöopathie wird eine Heilung oder Verbesserung der Gesundheit in der Gesamtheit angestrebt. Hier zielt die Behandlung immer auf Körper, Geist und Seele ab. Darin liegt nun nichts Geheimes oder Esoterisches und auch nichts Wissenschaftsfeindliches, sondern nur ein sehr umfassender Blick auf den Menschen und eine tiefgreifende Heilungsoption.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Gleichsetzung von Homöopathie mit Esoterik einer genaueren Betrachtung nicht standhält. Homöopathie war nie geheim, sondern von Anfang an offen zugänglich und methodisch klar beschrieben. Sie basiert auf nachvollziehbaren Prinzipien und zeigt nachweisbare Wirkung – ganz ohne Glaubensfrage oder ideologische Hintergründe. Dass sie anders denkt als die konventionelle Medizin, macht sie nicht esoterisch, sondern ergänzt den Blick auf Gesundheit um eine ganzheitliche Perspektive. Wer Homöopathie vorschnell in eine Schublade steckt, übersieht ihr Potenzial – und den Wunsch vieler Menschen nach echter, nachhaltiger Heilung.
Karen Lutze, VKHD-Beirätin
[1] Faktencheck Homöopathie „Fakten über die Homöopathie: belegt – begründet – transparent“ https://www.faktencheck-homöopathie.de
[2] Jäger T, Scherr C, Wolf U, Simon M, Heusser P, Baumgartner S: Investigation of Arsenic-Stressed Yeast (Saccharomyces cerevisiae) as a Bioassay in Homeopathic Basic Research. ScientificWorldJournal 2011;11:568-583.
Der VKHD – Berufsverband für klassisch homöopathisch therapierende Heilpraktiker*innen in Deutschland
VKHD Verband klassischer Homöopathen Deutschlands.e.V
Frauengraben 24
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