Der Weg der Sinti und Roma

Die Ausstellung zeigt die Geschichte der deutschen Sinti und Roma und soll Ressentiments sowie Vorurteile in ihrer Bedeutung und Herkunft darstellen, um somit eine Auseinandersetzung damit anzuregen. Antiziganismus betrifft in Deutschland tausende Menschen, sagte vhs-Dezernent Krug. Angehörige der Minderheit müssten sich tagtäglich damit auseinandersetzen. Auch heute noch würden sich antiziganistische Bilder und Begriffe finden – in Kinderbüchern, in Schimpfwörter auf dem Schulhof oder in alltäglichen Gesprächen. „Ein elementarer Bestandteil unserer Demokratie ist der Schutz von nationalen Minderheiten“, betonte der Erste Kreisbeigeordnete.
Begrüßt wurden die Gäste auch vom stellvertretenden Geschäftsführer des Landesverbandes deutscher Sinti und Roma Hessen, Rinaldo Strauß, und dessen Kollegin Fatima Stieb. „Das Wort „Zigeuner“ ist eine rassistische Fremdbezeichnung und stammt von dem griechischen Begriff „Athinganoi“ in Deutsch „Unberührbare“ ab“, erläuterte Strauß. Roma bedeute „Mensch“ und Sinti stehe für "Menschen vom Sindhu" (Fluss in Indien).
Sinti und Roma seien bereits im Mittelalter systematisch ausgegrenzt und diskriminiert worden, so habe zum Beispiel ab 1497 das Gesetz zur „Vogelfreiheit“ gegolten. Fast 300 Jahre lang sei es erlaubt gewesen, Sinti und Roma zu ermorden. Dies habe zur Auslöschung ganzer Familien geführt.
„Zigeunergesetze in Hessen und Bayern wurden durch die gesellschaftliche Mitte getragen und nie in Frage gestellt“, sagte Strauß. Trauriger Höhepunkt der rassistischen Verfolgung sei der Völkermord an den Sinti und Roma während der NS-Herrschaft gewesen. Insgesamt, so werde geschätzt, habe es 21.000 Ermordete in Deutschland gegeben, davon rund 1200 in Hessen. Die Opferzahl der europäischen Sinti und Roma bezifferte Strauß auf 500.000. Etwa 70 Prozent aller deutschen Sinti und Roma seien ermordet worden, dieser Völkermord sei erst 1982 offiziell anerkannt worden.
Strauß wies auch auf das Jahr 1998 und die Anerkennung als nationale Minderheit hin, somit seien Sinti und Roma endlich als Teil der deutschen Gesellschaft anerkannt worden.
Wie fragil der Schutz als Minderheit sei, zeigten Umfrageergebnisse wie die der Leipziger Mitte-Studie aus 2020, in der antiziganistische Einstellungen zwischen 35 und 52 Prozent an Zustimmung erhalten hätten.
Abschließend führten Fatima Stieb und Roberto Linke durch die Ausstellung mit 37 Ausstellungstafeln, die die jahrhundertlange Geschichte der Sinti und Roma in Deutschland und Europa skizzieren und zum Nachdenken über die Geschichte einladen. Die Ausstellung kann noch bis zum 27. Juni zu den Öffnungszeiten der Volkshochschule in Alsfeld (Montag bis Donnerstag von 8 bis 13 Uhr und 13.30 bis 16 Uhr sowie Freitag von 8 bis 13 Uhr) besucht werden. Es stehen Audioguides in Deutsch, Englisch und Deutscher Gebärdensprache zur Verfügung. Ebenso ist für Schulklassen eine Führung durch die Ausstellung möglich.
Zum Abschluss wird der Landesverband Deutscher Sinti und Roma am Freitag, 27. Juni, um 18:00 Uhr einen Vortrag zum Thema Antiziganismus halten. Um Anmeldung unter www.vhs-vogelsberg.de oder unter info@vhs-vogelsberg.de oder unter 06631-792 7700 wird gebeten.
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