Buchrezension: Nora Blum: Radikale Freundlichkeit

Dienstag, Sep. 30, 2025
Kailash Verlag / Penguin Random House Verlagsgruppe, München
240 Seiten
Paperback: 18,00 Euro
E-Book: 14,99 Euro
ISBN-10: 3424632732
ISBN-13: 978-3424632736
Zauberwort Freundlichkeit – für Nora Blum eine Möglichkeit, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Ihre These: Radikale Freundlichkeit ist ein Geschenk für andere, von dem wir selbst auch etwas haben.
Freundlichkeit ist hilfreich, um Konflikte zu lösen, Brücken zu bauen und Lebensfreude zu erzeugen. Dazu gehört jedoch auch, Grenzen zu setzen und der Faszination des Smartphones zu widerstehen. Freundlichkeit ist im Job und in der Politik von Vorteil. Der richtige Umgang mit Neid sowie eine persönliche Spendenkultur vervielfachen die Lebensfreude. Grundlage dieser Beobachtungen ist ein „überwiegend positives“ Menschenbild und die Annahme, dass Freundlichkeit etwas „Urmenschliches“ ist.
Zum Inhalt
Die Psychologin und Unternehmerin gibt einen großen Überblick zum Thema mit Praxisübungen, Fallgeschichten und vielen Verweisen auf aktuelle Studien. Auf 240 Seiten –ohne Anmerkungen und Register – werden verschiedene Blickpunkte in 14 Kapiteln mit Vorwort und Nachwort vorgestellt. Zunächst wird definiert, abgegrenzt und positioniert. Dann werden Themen behandelt wie Vergebung, Selbstzuspruch, bürgerliches Engagement, die Kraft kleiner Gesten und Mediengebrauch.
Etymologisch enthält das Wort „Freundlichkeit“ den Wortstamm „friunt“, was so viel wie „Verwandter“ bedeutet. Ursprünglich war das Konzept daher eher mit einem Verhalten verbunden, das man engsten Vertrauten oder Verwandten entgegenbrachte. Heute wird Freundlichkeit eher mit Hilfsbereitschaft gleichgesetzt. Die Wissenschaft unterscheidet drei Elemente der Freundlichkeit: wohlwollende Toleranz, Empathie und proaktives Handeln. Das Konzept umfasst somit kognitive, emotionale und verhaltensbezogene Aspekte. Freundlichkeit geht über reine Höflichkeit hinaus (S. 25). Von Freundlichkeit abzugrenzen ist die toxische Positivität, bei der Unangenehmes ausgeblendet wird.
Die Neigung zum freundlichen Verhalten ist angeboren, wobei generell Frauen und ältere Menschen einen höheren Wert erzielen. Jedoch ist Freundlichkeit nicht nach dem „Alles oder Nichts“-Prinzip verteilt, sondern erlernbar. Gerade in Zeiten von wachsendem Stress, zunehmenden Depressionen und Einsamkeit der Gesellschaft wirkt eine freundliche Grundhaltung zu sich selbst und anderen den Krisen entgegen. Leider ist heutzutage jedoch die „neue Kühle“ chic (S. 13), die ein selbstfokussiertes Leben ohne bewusste Rücksichtnahme propagiert. Freundlichkeit werde demzufolge regelrecht als Schwäche ausgelegt und ein unschuldiges Lächeln als persönlicher Übergriff verstanden.
Zum Punkt
Blum beschreibt den (eigenen) Weg zur radikalen Freundlichkeit gründlich und umfassend. Unterhaltsam und nuanciert nähert sie sich dem komplexen Thema. Viele Beispiele und Reflexionen lockern den Sachtext auf. Das Buch ist als Ratgeber und Lebenshilfe zu verstehen, der eher in die Breite als in die Tiefe führt. So werden viele Themen nur angerissen und bei tieferem Interesse auf weiterführende Literatur verwiesen. Es wird deutlich, dass echte Freundlichkeit selten geworden ist und einen festen, persönlichen, inneren Entschluss voraussetzt. Gerade die Königsdisziplin, nämlich auch unter Stress freundlich zu bleiben, ist ein Ziel, das bedauerlicherweise nur wenige erreichen werden. Gerade deshalb sollten wir uns als Gesellschaft trotzdem auf den Weg machen und mehr Freundlichkeit miteinander wagen.
Die Rezension kann unter diesem Shortlink als Dokument heruntergeladen werden: https://tinyurl.com/4mvr2fzb
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