Ziel ist die größtmögliche Selbstständigkeit
Alle 38 Schulstandorte will Patrick Krug in seiner Funktion als Schuldezernent kennenlernen, einen Großteil hat er schon besucht. Dieses Mal ist die Brüder-Grimm-Schule an der Reihe. Auch hier will er wissen, wo der Schuh drückt? Fragt nach, an welchen Stellschrauben das Amt drehen kann, um zu helfen? „Konkreten Bedarf gibt es nicht“, versichert ihm Schulleiterin Janich. Im letzten Jahr sei der Boden der Turnhalle kaputt gewesen, doch der sei schon längst vom Vogelsbergkreis erneuert worden. Auch die Ausstattung der Schule „passt für uns“, sagt Janich.
Da gibt es eher Probleme in Bereichen, die Krug als Schuldezernent nicht beeinflussen kann: „Wir wüssten gerne früher, wie viele Schüler im nächsten Jahr kommen, wir erfahren erst im März/April, wer für das neue Schuljahr angemeldet ist. Wir hatten ein Jahr, da haben wir kein einziges Kind eingeschult, im nächsten Jahr können es dann zehn sein – je nachdem, ob sich Eltern für Inklusion oder für uns entscheiden“, schildert Claudia Janich den Hintergrund.
Insgesamt besuchen 53 Schülerinnen und Schüler die Brüder-Grimm-Schule. Acht Klassen sind gebildet, sie decken die Jahrgangstufen 1 bis 12 ab. 22 Lehrkräfte und Erzieher – viele davon in Teilzeit – beschulen die Kinder und Jugendlichen, die beispielsweise allgemeine Entwicklungsstörungen, Autismus oder körperlichen Einschränkungen haben.
„Bei uns sind viele Abstimmungen nötig, es gibt keine kurzen Wege“, beschreibt Claudia Janich den Alltag, Von einer „sehr guten Elternschaft“, spricht die Schulleiterin und vom Kollegium, „in dem wir versuchen, uns gegenseitig zu stützen“. Noch findet man genügend Personal, einige haben in der Schule ihr freiwilliges soziales Jahr gemacht, dann studiert und sind zurückgekommen als Lehrkraft. Vorwiegend Frauen sind das. „Durch den Zivildienst hatten wir früher viel mehr junge Männer, die in den Beruf hineingeschnuppert haben, die fehlen uns jetzt im Schuldienst“, erzählt Claudia Janich beim Rundgang durch die Schule. Sie zeigt Differenzierungsräume, ein Wasserbett mit Musikvibrationsanlage und eine Klangwiege, in die sich Schüler mit schweren Behinderungen legen können, um Entspannung zu finden. Auch eine Therapiewanne gibt es, denn Schwimmen in Alsfeld oder gar in Herbstein ist schwierig für Kinder mit Mehrfachbehinderungen. Im Klassenraum ein paar Meter weiter wird gerade eine Praktikumsphase bei Kompass Leben vorbereitet und im Kunstraum färbt eine Gruppe Wolle ein.
„Unser Ziel ist die größtmögliche Selbstständigkeit unserer Schüler“, konstatiert die Schulleiterin und schildert die ganz praktische Herangehensweise. Die oberen Klassen zum Beispiel sind für den schuleigenen Saftladen verantwortliche und betreiben diesen kleinen Kiosk. Zudem können die Schüler einen „Einkaufsführerschein“ machen und dürfen damit einkaufen gehen. Wer den „Verkehrsführerschein“ in der Tasche hat, der darf selbstständig zum Lebensmittelmarkt gehen und einige Schüler haben gar den „Stadtführerschein“ und dürfen alleine in die Innenstadt gehen. Neben diesen Projekten werden an der Brüder-Grimm-Schule natürlich auch täglich alle Unterrichtsfächer wie Deutsch, Mathematik, Sach- und Hauswirtschaftsunterricht, Kunst und Sport unterrichtet.
Insgesamt zeigt sich Erster Kreisbeigeordneter Krug begeistert vom Konzept der Schule, lobt insbesondere den Pragmatismus der Schulleiterin und ihres Kollegiums. „Mein Eindruck ist: Wenn hier ein Problem auftritt, wird nicht lange drumherum geredet, da wird ganz schnell nach einer Lösung gesucht – und die wird auch gefunden“, so der Schuldezernent abschließend.
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