33 Meeresschutzorganisationen fordern: EU muss Tiefseelebensräume (VMEs) vor der Zerstörung durch die Fischerei schützen
Spanische Fischereiindustrie will vulnerable Tiefseeökosysteme (VMEs) befischen
Der auch von der Deutschen Stiftung Meeresschutz unterstützte Appell richtet sich gegen Versuche der spanischen Fischereiindustrie, das von der EU verhängte Verbot für bodenberührende Tiefseefischerei in 87 vulnerablen marinen Ökosystemen (sog. VMEs oder Vulnerable Marine Ecosystems) aufzuheben.
„Die Europäische Union muss beim Schutz empfindlicher Tiefseeökosysteme vor der industriellen Fischerei mit gutem Beispiel vorangehen“, lautet die Kernforderung der Verbände.
Tiefseefischerei in vulnerablen marinen Ökosystemen (VMEs)
Die spanische Fischereiindustrie ging bereits bis vor den Europäischen Gerichtshof (EuGH), um das EU-Verbot für die bodenberührende Tiefseefischerei in den 87 VMEs aufzuheben. Angeblich habe man wirtschaftliche Einbußen erlitten. Belastbare Nachweise dafür wurden jedoch nicht vorgelegt.
In seinem Urteil vom 11. Juni 2025 bestätigte der Europäische Gerichtshof unmissverständlich die Rechtmäßigkeit der Fischereiverbote. Dennoch erhalten die spanischen Fischer Unterstützung von EU-Parlamentariern aus Spanien, Portugal, Frankreich und den Niederlanden, die das EuGH-Urteil ignorieren.
Vulnerable marine Ökosysteme sind Biodiversitäts-Hotspots
Im Visier haben die Fischer 87 artenreiche Tiefsee-Lebensräume in EU-Gewässern (Seeberge, Kaltwasser-Korallenriffe, Schwammriffe), sogenannte VMEs (Vulnerable Marine Ecosystems oder vulnerable marine Ökosysteme).
Die Gebiete sind seit September 2022 durch die EU-Verordnung (EU) 2016/2336 für die Tiefseefischerei gesperrt. Wissenschaftler und Meeresschützer halten VMEs für nicht befischbar, da sie fischereilicher Nutzung nicht lange standhalten und viele tausend Jahre benötigen, um sich zu regenerieren.
„Die betroffenen vulnerablen marinen Ökosysteme gehören zu den empfindlichsten und am wenigsten widerstandsfähigen Lebensräumen der Erde. Die Wiedereröffnung der VMEs für die Tiefseefischerei unter dem Druck der Fischereiindustrie würde irreparable Schäden riskieren und die Glaubwürdigkeit der EU beim Schutz der Ozeane unterminieren“, sagt der Biologe Ulrich Karlowski von der Deutschen Stiftung Meeresschutz.
So ist der Beifang von Tiefseehaien, die in den VMEs leben und auf sie zur Fortpflanzung angewiesen sind, bei der Tiefsee-Langleinenfischerei um den Faktor 6 höher als bei Schleppnetzen.
Das EU-Verbot für Tiefseefischerei in VMEs
Die EU-Verordnung (EU) 2016/2336 gilt als Meilenstein für den Schutz von vulnerablen marinen Ökosystemen (VMEs). Denn durch sie ist seit September 2022 die bodenberührende Tiefsee-Fischerei (Schleppnetze, Langleinen, Stellnetze, Reusen und Fallen) in 87 VMEs in EU-Gewässern ab 400 m Tiefe verboten.
Die betroffenen Tiefseeökosysteme befinden sich in der Nähe der Atlantikküsten Frankreichs, Irlands, Portugals und Spaniens. Insgesamt umfassen sie jedoch nur 16.419 km2 oder gerade einmal 1,16 Prozent der EU-Gewässer im Nordostatlantik.
Die Schließungen der VMEs für die Tiefseefischerei beruhen auf den besten verfügbaren wissenschaftlichen Gutachten des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES).
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