Nächster Halt: Märchenschloss

Eine leichte Brise weht über den Burgsee. Sanft biegt sich das Schilf vor der historischen Drehbrücke, die seit 1897 den Wasserweg in den Schweriner See öffnet. Vier Enten rudern auf die rechteckige Schwimmende Wiese zu, eine Scheininsel mit gewellter Gartenlandschaft, die auf dem Wasser zu schweben scheint. Auf den umspülten Ruhestufen ziehen sich die Leute die Schuhe aus und kühlen ihre Zehen. „Cooler Blick“, sagt jemand und greift zum Fotoapparat.

Ja wirklich. Von hier hat der Betrachter eine Luxussicht auf die Stadtkulisse. Wenn er das futuristische Kolonnadenportal, im Volksmund „Toaster“ genannt, durchschritten hat, führt ihn die Perspektive direkt auf die unvergleichliche Silhouette aus der Fürstenzeit. Das Auge nimmt die stadtseitige Uferpromenade ins Visier, den mittelalterlichen Dom und die strahlend weißen Regierungsgebäude. Hat es sich daran satt gesehen, wendet es sich dem neobarocken Mecklenburgischen Staatstheater, dem palastartigen Staatlichen Museum und der bogenförmigen Schlossbrücke zu. Spätestens jetzt merkt man, wie stark Schwerin mit dem Wasser verwoben ist, das mit Seen flächenmäßig sogar gut ein Drittel des Stadtgebiets ausmacht. Ein paar Zentimeter noch und der Blick bleibt am Ocker des romantischen Märchenschlosses haften. Da will der Mensch gar nicht wieder aufstehen.

An dieser Stelle werden Schwerins Ambitionen, Welterbe der Unesco zu werden, sofort offensichtlich. Den Initiatoren geht es nicht einfach nur um das monumentale Schloss, das für sich allein die städtische Hauptattraktion ist, jährlich von Hundertausenden besucht wird und in China sogar als das Sinnbild für Deutschland gilt. Es geht vielmehr um die halbe Altstadt: Schwerin als idealtypischer Fürstensitz im 19. Jahrhundert samt seiner höfischen Kultur und der Gärten, ein 140 Hektar großes Areal, zu dem rund vierzig Gebäude gehören.

Hinter den glitzernden Goldkuppeln, Türmen und Türmchen, Schornsteinen und Fialen, Erker, Fenster, Flügel und Flügelfiguren betreibt der Landtag Mecklenburg-Vorpommerns Politik. Der Besucher kann sich dennoch ein Bild davon machen, wie die Landesherren in ihrem Zuhause mit 635 Zimmern einmal lebten. „Die Mehrheit der Räume war für Gäste reserviert“, sagt der Leiter des Schlossmuseums, Ralf Weingart. Denn hoher Besuch kam stets mit Gefolge: Familie, Kammerdienern, Adjutanten, Bediensteten. Das Schlossmuseum schließt die Saaltüren zu den restaurierten Gesellschafts- und Prunkräumen auf sowie dem Thronsaal, dem einzigen original erhaltenen seiner Art in Deutschland. Wände und Stuck sind aus Papiermaschée, ein damals gängiges Recyclingverfahren für abgelegte Finanzakten.
Die neugestaltete Silberkammer überrascht nicht nur mit Prunkterrinen und silbernen Tischglöckchen. Sie verrät manch Geheimnis über die höfische Etikette und Tischkultur, auch akustisch. Zwischen den Vitrinen ist Stühleruckeln zu vernehmen, das Tuscheln mit Sitznachbarn, das Klappern von Messern und Löffeln. „Feste und Bälle unterbrachen die Langeweile bei Hofe“, sagt Bernd Kasten, Leiter des Stadtarchivs. Und der großherzogliche Terminkalender füllte sich wegen der engen Verbindung der Mecklenburger zu anderen europäischen Herrscherhäusern schnell an. „Ein Event im Schloss war ein Wirtschaftsfaktor“, erklärt Kasten. Alle brauchten neue Kleider, Hüte und Schuhe. Das Silber wurde geputzt, Lüster entstaubt. In der Dampfwäscherei wurden Bettwäsche und Tischdecken gebügelt, im Marstall gegenüber Pferde gefüttert und Kutschen repariert. Die Silberkammer berichtet von Galadiners mit 470 Personen, Menüs mit zwölf Gängen.

Anschließend kann man sich im Schlossgarten verlustieren und auf den Spuren von Friedrich Franz II. durch Laubengänge spazieren, an blühenden Blumenrabatten vorbei zum Kreuzkanal, den Allegorien von Flora, Bacchus und Diana schlendern. Schon Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die barocken Grünflächen für das Volk geöffnet. Seither genießen Schweriner und Gäste die bunte Gartenpracht und entfalten viel Sinn für Sommer. Regelmäßig finden Open-Air-Events statt, wie etwa der Kultur- und Gartensommer, der Gourmet-Garten oder Konzerte der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. Die weiten Rasenflächen nutzen Familien und Paare zum Picknick. Denn das Betreten ist ausdrücklich erlaubt.

Ockerfarben wie der Fürstensitz ist auch die Schlossbrücke. Über sie muss man rüber, um in die Altstadt zu gelangen. Auf dem Platz dahinter formieren sich die beiden Musentempel für Theater und Malerei wie zu einer antiken Arena. Vor diesem neoklassizistischen Szenarium wird seit Jahren Opernstoff aufgeführt wie von Guiseppe Verdi oder Georges Bizet. „Fast wie in Verona“, sagt ein junger Mann augenzwinkernd, der für die nächste Spielzeit schon Tickets kauft. Diesmal bringen die Schlossfestspiele Puccinis „Tosca“ auf die Bühne.

Wenn man sich die kleinen Gassen mit ihren Putz- und Fachwerkhäusern erobert hat, kommt man garantiert auch zum hoch aufragenden Dom am Markt. Man sieht ihn von fast allen Seiten. Das Café im Säulengebäude ist nur eines von vielen in der City wie die Zahl der Konditoreien und Bäckereien überhaupt proportional zur Bevölkerung erstaunlich hoch ist. Am sieben Meter hohen Löwen-Denkmal erklären die Stadtführer gern die Anfänge von Schwerin. Mit der Geschichtspyramide und den entblößten Hinterteilen will Bildhauer Peter Lenk zum Nachdenken über die Politik stolzer Herrscher und Krieger anregen.
Am Pfaffenteich tauchen Enten, Schwäne und Möwen gierig nach zugeworfenen Brotkrumen. Lässig geht es hier zu. „Tach schön“, grüßen sich die Leute, die sich unter der doppelreihigen Lindenallee begegnen. Wieder locken Cafés mit Eiskaffee und Torte, die bei jedem Sonnenstrahl die Stühle gleich auf die Promenade stellen. Warum an den Gardasee? Mediterranes Flair hat man auch am Schweriner See.

Text von Beate Schümann

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Schwerin und das Schloss
Schwerin liegt idyllisch zwischen sieben Seen und ist mit knapp 100.000 Einwohnern die kleinste deutsche Landeshauptstadt. Schwerin wurde im Jahr 1018 erstmals erwähnt und bietet viele Sehenswürdigkeiten, wie die ungewöhnlich gut erhaltene Altstadt. Das märchenhaft anmutende Schloss aus dem 19. Jahrhundert liegt auf der Schlossinsel im Zentrum und ist mit seinen Gärten als historisch einmaliges Ensemble ein Kandidat für das UNESCO-Welterbe. Es ist ein Musterbeispiel des Historismus, ein Märchenschloss mit Kuppeln, Türmen und Türmchen. Sehenswert ist auch der Burggarten mit altem Baumbestand. Erster Hausherr des Schweriner Schlosses war 1857 Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin. Heute tagt im Schloss der Landtag, und es gibt das Museum Schloss Schwerin.

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